Am Ostermontag hatte ich festgestellt, daß ich mal wieder wandern gehen sollte. Da für Sonntag aber keine Touren angeboten waren, die mir zusagten, mußte ich mir selbst etwas raussuchen. Kriterium: möglichst viel Sonne. Unkompliziert zu erreichen wäre auch noch gut. Da fiel mir der Havelhöhenweg wieder ein, den ich ja noch mal in ganzer Länge machen wollte. Um möglichst viel Sonne abzubekommen, bin ich ihn (anders als beim letzten Mal) von Nord nach Süd gelaufen – immer der Sonne entgegen.
Gleich vorweg: Man sollte den Weg nur mit detaillierten Karten bzw. GPS gehen. Die Markierung ist miserabel. Der Weg verläuft über weite Strecken identisch zum Wanderweg 12 der etwas besser markiert ist. Zwischen Lieper Bucht und Großer Steinlanke führt der 12 aber unten an der Havelchaussee lang, was an einem sonnigen Sonntag einfach Streß ist. Noch schlimmer als Mountainbiker die im Wald mit einem Affenzahn an einem vorbei rasen sind Motorradfahrer, die mit Lautstärke irgendwas kompensieren müssen.
So, nun aber. Los ging es für mich ab S-Bahnhof Pichelswerder. Der Weg startet erst an der Heerstraße, bei diesem schönen Tor. (Auf der anderen Straßenseite steht auch so eins. Ich vermute, als Autofahrer nimmt man die gar nicht wahr.)

Anders als der Name des Weges vermuten läßt, geht es erst einmal nicht oben entlang sondern unten, fast am Wasser, an diversen Segel- und Ruderklubs, um genau zu sein, bei denen rege Betriebsamkeit herrschte. Aber irgendwann enden diese, dann ist zwischen Wanderweg und Wasser nur noch Natur und von Zeit zu Zeit kommt man auch bis ans Wasser heran. Um kitschige Fotos von Segelboten zu machen, zum Beispiel.

Ein Stück weiter habe ich sogar einen Haubentaucher entdeckt.

Auf Schildhorn habe ich die Extrarunde gedreht und fühlte mich auf diesem Weg wunderbar allein. Um so überraschter war ich, an der Spitze dann doch diverse Radfahrer zu sehen.

Ziel der Extrarunde war das Laczo-Denkmal. Erstaunt war ich, daß diese kleine Halbinsel einen ordentlichen Höhenrücken hatte. Man kann auf dem Foto vielleicht erahnen, daß es dort aufwärts geht.

Der Wald auf dem Steilufer der Havel besteht in diesem Bereich übrigens hauptsächlich aus Laubbäumen, die noch sehr kahl waren. Gut, wenn man viel Sonne abbekommen will.

Die Laublosigkeit ist auch gut in Sachen Aussicht, um die ist es dort nämlich nicht allzu gut bestellt. Dieses hier war mein Mittagspausenausblick. Noch sieht man ein bißchen was von der Bank aus.

Ein Stückchen weiter kann man die Weite der Havel erahnen.

Der Havelhöhenweg bietet sich als Bergtraining für Urlaube an… also für Berliner Verhältnisse…. also man darf ein paar mal runter und gleich wieder hoch.

Und fast gleich nach dieser Treppe ist mir das Kunststück geglückt, einen Specht nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen – und zu fotografieren!

Danach begann dann aber der Ärger mit zu vielen Gabelungen und Kreuzungen ohne Markierung und ich mußte eine ganze Weile unten an der Chaussee entlang und habe immer sehnsüchtig nach oben zum Wald geblickt. Die Radfahrer überholten mit nicht mal einer Armlänge Abstand (auf dem Fußweg, obwohl mehr Platz war! Warum tut man das?) Immer wieder knatterten extrem laute Motorräder vorbei und ich war sehr froh, als ich wenigstens wieder von der Straße weg und ans Wasser konnte. Da habe ich erstmal ein kleines Weilchen zugehört wie das Wasser ans Ufer schwappte.

Dann habe ich einen Aufstieg nach oben gefunden und alles war wieder gut. Da oben auf einer Bank habe ich dann Obstpause gemacht und festgestellt, daß es gar nicht mehr sonderlich weit ist bis zum Ende des Wegs, aber noch ziemlich früh am Tag. Naja, Nachmittag. Und dann habe ich überlegt, ob man die Wanderung nicht noch irgendwie verlängern könnte. Oder vielleicht am Strandbad Wannsee (dem Endpunkt des Havelhöhenweges) einmal anschlagen und dann wieder zurück und zum Grunewaldturm? Ersteinmal bin ich weiter gewandert und an der DLRG-Station an der ältesten Eiche im Grundwald vorbei gekommen.

Danach war die Wegführung mal wieder nicht ganz klar, aber schließlich bin ich doch oben gelandet und hatte wunderbar Aussicht auf die Havel, den Grunewaldturm und Spandau, wie ich inzwischen weiß.

Je näher ich dann dem Strandbad kam, desto müder wurde ich. Das war schon ein wenig erstaunlich, wie schnell das plötzlich ging. Deswegen habe ich mich gegen „anschlagen und zurück“* entschieden. Weil es aber eigentlich noch nicht so richtig viel Strecke war, auch gegen den direkten Weg zur S-Bahn. Stattdessen bin ich dem Wanderweg 12 bis zu den Schiffsanlegern am Wannsee gefolgt mit Extraschleifen zum Wasser runter. Das zieht sich noch mal ein ganzen Stück, ist aber nicht uninteressant. Man kommt an der Jugendherberge vorbei, am Wasserwerk und auch an der Feuerwache, vor der ein historischer Brandmelder steht.

Außerdem gibt es dort diverse Villen zu sehen, zum Beispiel diese hier mit Turm.

Ganz ursprünglich wollte ich tatsächlich noch bis zu den Schiffsanlegern und noch mal übers Wasser gucken. Das war mir dann aber doch zu viel. Zu viel Gewusel auch. Stattdessen bin ich oberhalb der Anleger geblieben, hab von dort noch mal übers Wasser geguckt und bin dann zur S-Bahn. Die hat tatsächlich schon auf mich gewartet.
* Zitat aus „Wir reiten bis zum Horizont“ von Mike Lehmann. Toller Ohrwurm.